Die Anwendung von Augmented Reality (AR) in der Medizin ist ein aufregendes und vielversprechendes Feld, das immer mehr Beachtung findet. Eine bahnbrechende Entwicklung in diesem Bereich hat das Linzer Start-up Cortexplore geschaffen. Das Unternehmen hat eine AR-Brille entwickelt, die bei Gehirnoperationen auf erweiterte Realität setzt und weltweit erstmals bei einem Menschen getestet wurde. Die Neurochirurgie der Linzer Universitätsklinik setzte die Brille in einer Studie ein, um Aneurysmen zu entfernen.
Bei der AR-Brille handelt es sich um ein dreidimensionales Navigationssystem, das sämtliche Strukturen im Inneren des menschlichen Kopfs darstellt. Der Neurochirurg Matthias Gmeiner hat mit dieser Brille bereits selbst operiert und schwärmt von den Vorteilen: „Ich sehe damit in Echtzeit und im tatsächlichen Winkel und Abstand das Gehirn im Kopf des Patienten. So kann ich die Operation auf den Millimeter planen und habe sowohl die zu entfernenden als auch die zu schützenden Strukturen im virtuellen Bild gemeinsam erfasst.“
Vor der Operation werden computertomografische und magnetresonanztomografische Bilder vom Kopf des Patienten aufgenommen. Die unterschiedlichen Gewebearten wie Knochen, Blutgefäße und Gehirngewebe werden als dreidimensionales Bild in der Brille gespeichert und ermöglichen es, einen detaillierten Operationsplan zu erstellen. Während der Operation selbst können die Bilder je nach Bedarf separat angezeigt und übereinandergelegt werden. Da die chirurgischen Instrumente immer in der richtigen relativen Position zur Hirnanatomie eingeblendet werden, kann sich der Arzt genau orientieren und Schicht für Schicht zu den Zielkoordinaten vorarbeiten.
Die AR-Brille wird derzeit noch vorwiegend zu Forschungszwecken verwendet. Cortexplore plant jedoch die Zulassung für 2024, um die Brille im breiten medizinischen Einsatz einsetzen zu können. Das Unternehmen arbeitet auch an einer neuen Technologie, die Augmented Reality und künstliche Intelligenz miteinander verbindet, um die Operation von Hirntumoren noch präziser zu gestalten. Das Forschungsprojekt „nARvibrain“ wird von der Forschungseinrichtung Risc Software gemeinsam mit Cortexplore, der Medizinischen Universität Graz und der FH Joanneum durchgeführt und wird von Fördergeldern des Klimaministeriums unterstützt.
Die Entwicklung von Augmented-Reality-Technologien in der Medizin ist ein wichtiges Feld, das in Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird. Die AR-Brille von Cortexplore könnte dabei helfen, Gehirnoperationen sicherer und präziser zu machen.